Mag. Jakob Weinrich, LL.M. – Ihr Rechtsanwalt in Wien.

Erbrecht – Wann Sie besser ein Testament errichten und worauf Sie dabei achten sollten

Die Entscheidung, ein Testament zu verfassen, wirft oft Fragen auf. Einige verwerfen diesen Gedanken jedoch mit der Begründung, dass das Gesetz alles regelt. Doch kann man wirklich sicher sein, dass das Gesetz den persönlichen letzten Willen genau abbildet? Familiäre Situationen sind vielfältig und Lebensumstände verändern sich. Daher ist es besonders ratsam, ein Testament zu erstellen, um individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Erfahren Sie mehr über die Bedeutung des Testaments und wie es im Erbrecht Ihre Wünsche sichern kann.

Das österreichische Erbrecht bietet verschiedene Rechtsgrundlagen für die Erbfolge. Wenn keine letztwillige Verfügung wie ein Testament vorliegt, greift die gesetzliche Erbfolge. Hierbei spielt das Parentelsystem eine entscheidende Rolle, indem es die Vermögensverteilung unter Verwandten regelt. In der ersten Linie erben Kinder, Enkelkinder und Urenkel (1. Parentel), gefolgt von Eltern, Geschwistern, Neffen und Nichten (2. Parentel). Die darauf folgenden Parentelen umfassen Großelternpaare und deren Nachkommen, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen (3. Parentel), sowie Urgroßelternpaare ohne Nachkommen (4. Parentel). Verstehen Sie die Bedeutung dieser Struktur im österreichischen Erbrecht und wie eine kluge letztwillige Verfügung Ihre Vermögensverteilung beeinflussen kann.

Zusätzlich besteht das Pflichtteilsrecht, welches sicherstellt, dass Pflichtteilsberechtigte nicht übergangen werden dürfen. Pflichtteilsberechtigte haben Anspruch auf mindestens die Hälfte ihres gesetzlichen Erbrechts.

Ein Testament ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass Ihr Vermögen gemäß Ihren Wünschen verteilt wird. Durch ein Testament können Sie nicht nur die gesetzliche Erbfolge ausschließen, sondern auch den Anspruch von Pflichtteilsberechtigten mindern oder in extremen Fällen sogar den Pflichtteil ausschließen (Enterbung). Damit können auch Personen oder Freunde ohne rechtliche Angehörigeneigenschaft effektiv bedacht und abgesichert werden. Darüber hinaus ermöglicht ein Testament, Leistungen an Dritte, wie zum Beispiel wohltätige Einrichtungen, festzuhalten. Beachten Sie, dass Sie mit einem Testament das Recht des Staates wählen können, dem Sie im Zeitpunkt der Rechtswahl oder im Zeitpunkt Ihres Todes angehören. Erfahren Sie mehr über die vielfältigen Möglichkeiten eines Testaments im Rahmen des Pflichtteilsrechts.

Neben der inhaltlichen Gestaltung ist auch auf die Form eines Testaments besonderes Augenmerk zu legen, wobei sowohl die Erstellung als auch die sichere Aufbewahrung von Bedeutung sind.

Die Wahl der Form erfordert spezielle Aufmerksamkeit. Neben dem handschriftlichen letzten Willen besteht die Möglichkeit, ein Testament auch maschinengeschrieben am Computer zu erstellen. Hierbei ist jedoch die Bestätigung von drei Zeugen erforderlich, die schriftlich ihre Rolle als Testamentszeugen bestätigen müssen. Formwidrige Testamente werden leider allzu häufig errichtet und sind in der Folge ungültig. Besonders handschriftliche Testamente des Erblassers bergen diese Gefahr und führen nicht selten zu (langwierigen) Auseinandersetzungen vor Gericht.

Die Aufbewahrung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle, da Testamente im Erbfall aus verschiedenen Gründen oft nicht mehr aufzufinden sind. Da nur das Originaldokument rechtliche Wirkung entfaltet, ist eine Kopie in der Regel wertlos. Erfahren Sie mehr über die sorgfältige Formulierung und sichere Aufbewahrung Ihres Testaments, um rechtliche Konflikte zu vermeiden.

In folgenden Fällen sollten Sie ein Testament in Betracht ziehen:

  1. Familienverhältnisse: Wenn Sie sicherstellen möchten, dass Ihre gesetzlichen Erben, wie Kinder oder Eltern, nicht automatisch Ihr gesamtes Vermögen erben, können Sie dies mittels Testament festlegen.
  2. Trennung: Wenn Sie bereits länger in Trennung leben, aber noch nicht geschieden sind.
  3. Lebensgemeinschaft: Wenn Sie in einer nichtehelichen oder verpartnerten Lebensgemeinschaft leben und sicherstellen möchten, dass Ihr Lebensgefährte nach Ihrem Tod abgesichert ist.
  4. Patchwork-Familien: In Patchwork-Familien ist die rechtliche Situation mitunter sehr komplex. Mit einem Testament können Sie sicherstellen, dass Ihre Stiefkinder oder weitere Partner angemessen berücksichtigt werden.
  5. Gemeinnützige Zwecke: Wenn Sie gemeinnützige Organisationen oder wohltätige Zwecke unterstützen möchten, können Sie durch ein Testament sicherstellen, dass Teile Ihres Vermögens diesen Zwecken zugutekommen.

Wir unterstützen Sie gerne bei der Errichtung Ihres Testaments. Wir sorgen dafür, dass Ihr Testament nicht nur Ihrem Willen entspricht, sondern auch den strengen gesetzlichen Anforderungen und Formvorschriften genügt. Damit stellen Sie sicher, dass Ihr Vermögen den von Ihnen gewünschten Weg geht und minimieren das Risiko von Streitigkeiten und rechtlichen Problemen nach Ihrem Ableben.